Da kommt sie. Ich kann sie noch nicht sehen, aber ich höre sie bereits. Es ist ihr unverwechselbarer Gang, der mich da so sicher macht. Ich höre ihre Absätze auf dem Asphalt, klock, klock, klock, klock, klock, klock, schrrrrttt …
So war das schon immer, und noch immer kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, wenn ich dieses Schlurfen höre. Früher hat sie immer gesagt, es sei nicht wahr, dass sie bei jedem siebten Schritt mit dem Absatz über den Boden schleift – aber es ist wahr. Als wir damals zusammen kamen, das war vor mehr als fünfzig Jahren, da haben meine Kumpels sich stets königlich darüber amüsiert, wenn wir nach der Schicht vorm Schacht unser Frühstück verdrückten und sie vorbei kam auf dem Weg zur Näherei, in der sie arbeitete. Um diese Uhrzeit gingen viele Leute den Weg entlang, damals wurden die meisten Wege noch zu Fuß oder per Fahrrad zurückgelegt, und die Morgenluft war erfüllt von Fußgetrappel und Fahrradklingeln. Aber ich konnte immer mit hundertprozentiger Sicherheit voraussagen: Jetzt kommt sie! Und wenn sie dann tatsächlich um die Ecke bog, dann haben die anderen sich jedes Mal vor Lachen auf die Schenkel geklopft.
Oh ja, ich kannte den Gang meines Mädchens, daran hat sich bis heute nichts geändert! Inzwischen hat sie aufgehört mir diesbezüglich zu widersprechen. Sie lässt mir meinen Willen auf diese unbeschreiblich Art, wie nur Frauen das können: Ja, gut, meinetwegen, ich schleife mit dem Fuß über den Boden. Wenn du es sagst, dann wird’s schon stimmen. Wissen Sie, was ich meine? Sie sprechen es laut aus, und trotzdem drücken ihre ganze Gestik, ihr Tonfall, ihre hochgezogenen Augenbrauen genau das Gegenteil aus. Dann lass dem Deppen halt sein Recht, wenn er nur Ruhe gibt! Aber egal, ich habe meinen Sieg mit erhobenem Haupt genossen. Schließlich kam es in unseren verbalen Zweikämpfen nicht allzu oft vor, dass ich das letzte Wort hatte.